Tipps für die erfolgreiche PR mit Kästchen, Pfeilchen oder Sprechblasen
Die Zeiten, als Kommunikationsverantwortliche ihre Botschaften ausschließlich in Textform auf die Reise schickten, sind schon lange vorbei. Klassische Pressemitteilung, Interview oder Fachartikel: Das waren früher die bevorzugten Formate der Wahl. Heute gibt es Formate, die Content schneller und emotionaler vermitteln können. Eines davon ist die Infografik. Was einfach klingt, ist es nicht immer. Hier gilt es ein paar Tipps zu beherzigen. Wir erklären, worauf es ankommt, wenn man Infografiken für die PR nutzen will. Denn eine Grafik sollte nicht nur nett aussehen, sondern für die Stakeholder auch wirklich relevant sein.
Grafik ist ein visuelles Medium
Die Infografik hat in den letzten Jahren in Journalismus, PR und Content-Marketing eine wahre Erfolgsgeschichte hingelegt. Angesichts dieser über alle Branchen hinweg steigenden Präsenz noch von einem Trend zu sprechen, wird ihr nicht mehr gerecht. Die Infografik hat sich mittlerweile als eigenständige visuelle journalistische Form etabliert und entsprechend oft werden Grafiken in der PR verwendet.
Man sollte allerdings darauf achten, dass sie aufgrund dieser wachsenden Beliebtheit einen anderen Stellenwert eingenommen haben und ebenso im Aufmerksamkeitswettbewerb stehen wie andere Formen des Contents. Gerade im digitalen Bereich müssen Infografiken noch attraktiver sein als in Print. „Wisch und weg“ heißt die stetig lauernde Gefahr.
Deshalb ist es wichtig, auf die Stärken der Grafik zu setzen und die sind nun mal visuell. Gute Infografiken zeichnen sich in erster Linie durch eine starke Formensprache aus und genügen visuellen Gesichtspunkten. Sie sollten klar und einfach aufgebaut sein und man sollte mit einem Blick erfassen, worum es geht. Selbstredend ist zu viel Text in Infografiken kontraproduktiv. Dann lieber gleich einen Text schreiben.
Agenda Setting: eigenes Thema setzen
Es ist hilfreich für die öffentliche Wahrnehmung, wenn man sich in einen bestehenden medialen Diskurs einbringt und einen Standpunkt kommuniziert. Manchmal kann es noch zielführender sein, wenn man sogar ein ganz eigenes Thema aufmacht oder einen bestimmten Aspekt eines Themas durchsetzt: Agenda Setting. Das können gute Infografiken leisten, denn sie komprimieren einen Sachverhalt auf das Wesentliche, transportieren Botschaften visuell und machen sie so intuitiv erfassbar. Womit wir beim Thema Konsumierbarkeit wären.
Snackability: Komplexität reduzieren
Infografiken eignen sich für die unterschiedlichsten Themen. Ihre Stärke liegt jedoch darin, Komplexität auf das Wesentliche zu reduzieren, um faktenbasierte Inhalte pointiert zu transportieren. Das ist manchmal stark vereinfachend und weniger exakt. Mit einer anschaulich aufbereiteten Infografik, die Text und Bildelemente unterhaltsam und clever kombiniert, lässt sich ein komplexer Sachverhalt einfach und emotional darstellen. Wesentlich dabei ist, dass der Content „snackable“, also schnell konsumierbar ist. Die Infografik lässt sich dann flexibel und schnell für die unterschiedlichsten Kanäle adaptieren, so dass die Story in einer großen medialen Vielfalt ausgespielt werden kann.
What’s the News? Harte Währung Information
Vorsicht: Die Aufbereitung einer Story als Infografik soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass journalistische Kriterien weiterhin die harte Währung der PR bleiben. Und das heißt in erster Linie: Die Information muss neu sein. Das ist die Substanz, ohne die die schönste Grafik wertlos ist. Dieser Informationsgehalt mit Neuigkeitswert muss für die Zielgruppe stimmen. Das gilt insbesondere im B2B-Bereich, hier richtet sich die Ansprache primär an Fachzielgruppen.
Die passende Grafik zur Pressemitteilung oder das illustrierende Schaubild im Fachartikel war immer schon wichtig, aber nie Selbstzweck. Nutzer*innen sollten aus dem Content immer einen Mehrwert ziehen, auch wenn die visuelle Form dazu verleiten kann, an der Oberfläche zu bleiben. Der Instagram-Kanal von ZDFinfo demonstriert, wie man mit unterhaltsamen Infografiken komplexe Sachverhalte darstellen kann, bei denen immer wieder neue Aspekte aufgegriffen werden, die oftmals in der Breite nur wenigen bekannt sind.
Emotion darf provozieren
Eine gute Infografik kann zwei scheinbare Gegensätze in sich vereinen: die detaillierten Informationen eines Textes und die Emotionalität eines Bildes. Eine gute Infografik ordnet, strukturiert und bewertet manchmal Informationen visuell. So werden Aussagen auf einen Blick erfassbar. Das Kuchendiagramm, wenn man so will die Mutter aller Infografiken, verdeutlicht: Im Bild des „Kuchens“ erhalten abstrakte Zahlen eine visuelle Form. Doch die Form ist nur Mittel. In Wirklichkeit geht es um die pointierte Aussage dahinter. Die muss sitzen. Dazu darf sie gerne frech sein oder provokant. Wichtig ist, dass der Betrachter gezwungen ist, selbst Stellung zu beziehen, sich eine Meinung dazu zu bilden.
Grenzen der Grafik
Eine Infografik kommt dann an ihre Grenzen, wenn Zahlen und Fakten weniger und dafür das Erzählerische mehr im Mittelpunkt steht. Infografiken können Zusammenhange nur bis zu einem gewissen Detailgrad darstellen. Gerade bei komplexen technischen Themen werden Infografiken deshalb gerne als unterstützendes Element eingesetzt. Die Dramaturgie der Story transportiert aber weiterhin der Text.
Fazit:
Infografiken können für ein zeitgemäßes Multichannel-Content-Marketing als kraftvolles Instrument eine wahre Wunderwaffe sein. Hilfreich dabei ist auch, wie gut die Infografik in das strategische Gesamtkonzept passt. Wenn das sichergestellt ist, kann eine gute Infografik gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zahlen und Fakten präsentieren, Sympathie erzeugen, Involvement stärken. Aber, um es klar zu sagen: Auch diese Wunderwaffe kommt an ihre Grenzen. Das sieht man an diesem Text – der ganz offensichtlich keine Infografik ist: Zusammenhänge erläutern, überzeugen, erzählen, bewerten, loben, kritisieren. Dieses und vieles mehr wird wohl auch in Zukunft Worten und Sätzen vorbehalten bleiben.