Teilzeitarbeit – das gibt es in Agenturen nicht!? Bei uns schon: Es gibt einige A&Mler, die individuelle Arbeitszeiten vereinbart haben: 60, 70 oder 90 Prozent unterschiedlich auf die Woche verteilt. Unsere ganz persönlichen Gründe dafür und wie das zum Agenturgeschäft passt, möchte ich euch heute verraten.
So sieht mein Alltag in Teilzeit aus
Dafür nehme ich euch zunächst mit in meinen eigenen Alltag: Im Gegensatz zu den meisten anderen schalte ich meinen Computer gegen 14 Uhr / 14:30 Uhr aus und gehe nach Hause. Auch wenn meine Kolleginnen mir dann gerne einen „Schönen Feierabend“ wünschen, möchte ich es bewusst nicht als Feierabend bezeichnen. Denn ganz so fühlt es sich nicht an. Wenn ich den Arbeitsplatz verlassen habe, bin ich bis abends beschäftigt. Ich klebe Pflaster, tröste, baue Legotürme, wasche Berge von Wäsche, sage „Nein“, lese vor und so weiter. Ihr ahnt es schon: Ich bin Mama – und zwar von drei kleinen Kindern. Dass ich nicht wie allgemein üblich 40 Stunden in der Woche arbeite, hat also den ganz einfachen Hintergrund: Ich MUSS meine Kinder aus dem Kindergarten abholen und vor allem: Ich WILL Zeit mit ihnen verbringen.
PR-Agentur und Familienleben – geht das?
Morgens PR-Beraterin, nachmittags und abends Mama – klingt stressig? Ist es manchmal auch. Aber die allermeiste Zeit ergänzen sich meine zwei Tageshälften perfekt. Als Mama von drei kleinen Kindern weiß ich auf der einen Seite die „Strukturiertheit“ sehr zu schätzen, mit der ich im Büro Dinge nacheinander erledigen kann. Auf der anderen Seite erdet mich die Zeit mit den Kindern nach einem stressigen Agenturtag sehr. Und nachmittags, wenn ich komplett abschalte und mit den Gedanken ganz in der Familienwelt bin, ist mir auch schon die ein oder andere gute Idee gekommen, die im Job hilfreich war. Für mich bedeuten meine individuellen Arbeitszeiten also vor allem die Möglichkeit, Familie und Job unter einen Hut zu bringen – und ich möchte auf keine dieser beiden Seiten verzichten.
Individuelle Arbeitszeiten für jede Lebensphase
Ganz ähnlich sind die Erfahrungen von Regine, Assistentin der Geschäftsführung: Auch sie kümmert sich in ihrer „agenturfreien“ Zeit um ihre Kinder und den Haushalt – denn das bisschen Haushalt macht sich eben doch nicht von allein ;-). Inzwischen sind ihre Kinder schon etwas älter, so dass sie einen Tag voll und an drei weiteren Tagen bis zum späten Mittag in der Agentur ist. Aber das war nicht immer so. „Angefangen habe ich mit zwei halben Tagen. Mehr ging damals für mich als Alleinerziehende mit zwei kleinen Kindern nicht. Dann habe ich sukzessive aufgestockt, immer gerade soviel, wie es die aktuelle Lebenssituation erlaubt hat“, erzählt Regine mir. Dafür hat sie dann beispielweise ihre langen Tage auf die Wochentage gelegt, an denen ihre Kinder Mittagsschule haben und auch dort essen. „Obwohl das bedeutet, dass sich meine Arbeitszeiten teilweise einmal pro Schuljahr ändern, war das immer möglich. Diese Flexibilität weiß ich sehr zu schätzen.“
Jeden zweiten Freitag frei – Zeit für Soziales
Kinder sind der Klassiker, aber es gibt auch andere Gründe, die Arbeitszeit zu reduzieren. Da ist zum Beispiel Mirjam, PR-Beraterin B2B. Dass sie keinen Vollzeitjob hat, verrät ein Blick auf den großen Kalender an ihrer Bürowand. Dort ist jeder zweite Freitag mit einem farbigen Post-it markiert – das sind Mirjams freie Tage. Denn mit einer 90 Prozent Stelle arbeitet sie von Montag bis Donnerstag – und jeden zweiten Freitag – acht Stunden. Mit dieser Regelung schafft sie sich Freiräume. Ich habe sie gefragt: Wofür? „Mir ist es wichtig, noch Kapazitäten und einen freien Kopf für kreative und soziale Projekte zu haben“, sagt sie. Angefangen hat alles damit, dass sie eine Hilfsorganisation ehrenamtlich bei der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt hat. Und dann kamen immer mehr Anfragen aus dem Freundeskreis, ob sie nicht dies oder das texten könne. „Da gibt es zum Beispiel eine junge Theaterpädagogin, die in einem Theaterstück den Einfluss von Social Media auf Jugendliche eindrücklich darstellt. Ihre Arbeit basiert auf Spenden und Zuschüssen von Stiftungen. Aber Öffentlichkeitsarbeit ist für sie ein rotes Tuch. Da helfe ich gerne weiter!“
Die Basics für jede Teilzeitstelle: Organisation und Kommunikation
Teilzeitstellen – passt das zum Agenturleben? Auf jeden Fall, zeigt unsere Erfahrung. Und wie sehen die Kunden das? „Für meine Kunden und mein Team ist das kein Problem, dass ich jeden zweiten Freitag nicht da bin“, weiß Mirjam zu berichten. „Es braucht nur gutes Projektmanagement und gute Kommunikation.“ Auch Regine und ich sehen das so: Mit der richtigen Planung und Organisation ist es gut möglich, alle wichtigen Aufgaben vormittags zu erledigen. Die Telefonzentrale an Regines Arbeitsplatz ist nachmittags bei unseren Volontären in guten Händen. Und wenn bei mir nachmittags doch mal was dringendes Unplanmäßiges hereinflattert, können meine Kolleginnen nahtlos übernehmen, weil wir uns immer gut absprechen. Darauf kann man sich verlassen – das wissen meine Kunden und ich. Aber nun ist es 14:30 Uhr, ich muss gehen. Ihr wisst ja, da warten drei kleine Kinder auf mich. In diesem Sinne: Einen schönen „Feierabend“!